AWM: Arturo! Du musst der Eisenkrieger sein!

A: Ich kenne dich alter Mann. Du zogst durch mein Dorf als ich jünger war.

AWM: Ah, ich sehe du hast deinen  Scharfsinn behalten. Ja, der bin ich. Ein Gelehrter des Lebens. Ich reiste durch die Welt, sah Berge und Täler. Lernte Könige kennen und Priester. Sah Kriege, Leid und Zerstörung, aber auch Frieden, Freude und Hoffnung. 

Arturo ist stolz. Er steht auf, zeigt seine mächtige Brust und sagt:

A: Wie du siehst bin ich nun ein Eisenkrieger geworden. Du warst es, der sagte wir

nehmen uns zu ernst und sind gar nicht hart. Was fällt dir ein meine Ehre zu beflecken?

AWM: Nun Arturo… Das stimmt. Ihr nehmt euch zu wichtig, seid todernst und schadet euch selbst. Und alles nur aus niederen Gründen…

Arturo schaut finster drein und ruft:

A: Was? Was erdreistest du dich solch Vorwürfe zu äußern?

AWM: Lass mich dir erklären warum du zum Fitnessfreak geworden bist.

A: Aber hüte deine Zunge, sonst schneide ich sie dir ab.

AWM (lacht): Arturo, Arturo… Also, warum bist du Krieger des Eisens geworden?

A: Ha, einfach! Ich will stark sein und knallhart.

Arturo schaut gen Himmel. Dort kreisen einige Adler umher.

AWM: Warum?

A: Na, darum!

AWM: Soso… Sicher?

A: Naja, natürlich. Das ist doch erstrebenswert!

Der alte weise Mann kann nur lachen. Er setzt sich, legt seinen Wanderstab ab und fängt an zu erzählen. 

AWM: Weißt du Arturo, in heutigen Zeiten, in denen das Leben  nicht mehr so einfach ist wie zur Zeit unserer Väter und Großväter, haben viele keine Orientierung mehr im Leben. Alles wird schneller. Die Pferdewagen von heute sind schneller als die Eselkarren von damals, es gibt überall mehr Menschen und Meinungen und mit diesen neumodischen Dosentelefonen…  

A: Was hat das mit mir zu tun?

AWM: Arturo, viele in dieser Situation suchen Halt. Sie suchen etwas, das ihrem Leben einen Sinn verleiht.

A: Was meinst du?

AWM: Ich sage es dir ganz hart: Unser Leben ist bedeutungslos.

A: WAS?

AWM: Hör zu! Wenn du oder ich heute verschwinden, dann dreht sich die Erde weiter, die Menschen leben ihr Leben einfach weiter. Um es hart zu sagen: Die Welt braucht uns nicht!

A: Du Ketzer!

Arturo wird wütend. Er schnaubt und wirkt unruhig.

AWM: Arturo beruhige dich! Das ist ganz normal. Die Welt braucht weder dich, noch mich, noch König Nautilus.

A: Das ist deprimierend.

AWM: Ich weiß. Wer sich das zum ersten mal vor Augen führt kann wütend, sauer oder enttäuscht sein. Aber das bedeutet ja nicht, dass dich deine Familie und deine Freunde nicht brauchen. Du bist trotzdem ein wertvoller Mensch und hast ein gutes Leben verdient. Verstehst du?

A: Hm, ich denke schon.

AWM: So. Und deshalb suchen viele Menschen einen größeren Sinn in ihrem Leben. Und gerade junge Männer finden diesen im Eisensport.

A: Das ist doch nichts Schlechtes!

AWM: Dazu kommen wir später. Erst ein paar weitere Gründe.

A: Fahr fort!

AWM: Nun kommt zu dieser Komponente noch der Körper. Die Bindung an ein größeres Ganzes stiftet nicht nur Sinn, sondern lässt den Einzelnen auch in eine Gemeinschaft eintreten. Und das ist wichtig für den Körper. Hormone wie Dopamin, Oxytocin und Opioide werden ausgeschüttet. Ohne die wäre das Leben sehr trist und grau. Aber dadurch entstehen Glücksgefühle.  

A: Aha. Das hört sich interessant an. Erzähl weiter.

AWM: Und männliche Körper schütten zudem noch viel Testosteron aus. Das bewirkt, dass du groß und stark wirst. Und es lässt dich den Wettkampf suchen. Den Wettkampf mit anderen und mit dir selbst. Du wirst härter, willst aber immer noch härter werden. Du fühlst dich stark und unverwundbar und denkst du bist ein erbarmungsloser Krieger. Und das obwohl du „nur“ Eisen stemmst.

A: Ja, das macht Sinn. So fühle ich mich. Ich bin der Größte!

AWM: Leider macht es auch aggressiv. Aber egal. Ein weiterer Grund ist die Erziehung. Jaja, du hast richtig gehört! Kennst du den Spruch „Ein Spartaner kennt keinen Schmerz?“

A: Natürlich! Wir sind schmerzunempfindlich.

Demonstrativ schlägt sich Arturo mit der Faust auf die Brust.

AWM: Durch die Erziehung vieler Familien werden kleine Jünglinge in eine Rolle gedrängt, die ihren Weg als „Krieger“ sogar vorschreibt. Zumindest aber begünstigt. Denn der Junge darf nicht weinen und muss immer alles „männlich“ nehmen.

A: Ja, das war bei mir auch so!

AWM: Und dann hat man dir noch Geschichten erzählt. In Büchern, an Wandmalereien, am Lagerfeuer. Überall waren diese strahlenden Helden präsent, oder?

A: Ja! Sie waren meine Vorbilder! Ich wollte immer so werden wie sie.

AWM: Siehst du? Du eiferst ihnen nach.

 A: Was gibt es noch?

AWM: Die Unzufriedenheit mit sich selbst.

A: Hm… Ich gebe zu ich bin mit meinem äußeren oft unzufrieden. Mein Körper soll besser aussehen.

AWM: Ja. So geht es vielen. Viele hassen ihren Körper regelrecht. Hier auch gerade Frauen. Dann fangen sie an zu trainieren.

A: Also du sagst es gibt uns Eisenkrieger aus folgenden Gründen?

Arturo sammelt sich und zählt fragend sechs Gründe auf:

1. Erhöhte Testosteronproduktion

• Mehr Wettkampf
  
• Gefühl der Unverwundbarkeit

2. Bindung einer Gemeinschaft

• Wichtige Hormone freigesetzt
  
• Freunde etc.
  

3. Erziehung

• Jungen sollen emotionsloser sein
  
• Wer nicht hart ist, wird gemobbt

4. Gesellschaft

• Mediale Vorbilder
  
• Streben nach Perfektion (Perfektion in Film, Fernsehen...)

5. Orientierungslosigkeit

• Durch komplexe Welt
  
• Durch viele Möglichkeiten
  
• Um Leben einen Sinn zu geben
  
• Minderwertigkeitsgefühle

6. Unzufriedenheit

• Mit sich
  
• Mit der Gesamtsituation
  
• Mit dem eigenen Körper
• Minderwertigkeitsgefühle

AWM: Ja. Das sind einige Gründe, warum so viele Menschen Eisenkrieger werden. Nicht auf alle treffen alle Gründe zu, aber viele.

A: Nun alter Mann… Du magst vielleicht Recht haben, aber ich sehe das Problem nicht.

Nun gerät der alte weise Mann in Rage. Er kann nicht mehr an sich halten!

AWM: Arturo! Verstehst du denn nicht? Weißt du nicht, was das über dich aussagt?

Viele der Beweggründe sind Zeichen von Problemen! Von schweren persönlichen Problemen. Und die werden nicht gelöst, sondern nur versteckt! Wegen einem geringen Selbstwertgefühl anzufangen Gewichte zu heben und sich dann als König der Welt zu fühlen ist ein Anzeichen gravierender Probleme!

A: Aber…

AWM: Ihr Eisenkrieger überspielt die eigene Unsicherheit mit dicken Muskelbergen. Ihr nehmt euch zu ernst. Ihr belügt euch selbst und schadet so euch und euren Freunden. Euer Leben wird grundlos ernst und irgendwann verbittert ihr vor lauter Kampf und Krieg gegen das Gewicht. Viele von euch spielen dabei mit ihrer Gesundheit und manche sogar mit ihrem Leben. Ihr bestraft euch selbst für kleinste Sünden, ihr seid in einem dauernden Kriegsmodus und zwar gegen euch selbst und gegen das genussvolle Leben. Ihr seid dem Wahn verfallen!

A: Schweig!

AWM: Ihr seid krank Arturo!

A (erbost): Schweig still alter Mann! Du richtest deine Zunge gegen mich und ich werde das mit meinem Schwert vergelten!

Arturo zückt sein Schwert und will ausholen. Aber dann: Adlerkreischen! Ein lautes „STOP!“ ertönt und eine Silhoutte zeichnet sich ab. Es ist der Spartaner, den Arturo einst getroffen hat. Sein erster Lehrmeister.

S: Arturo, was machst du da? Leg dein Schwert weg! Der Alte hat Recht – teilweise. Doch ganz verstanden hat er die Tragweite seiner Aussagen nicht.

Alter Mann, was du als Krankheit ansiehst ist zugleich auch ein Segen für uns alle! Eisenkrieger zu sein ist wunderbar! Du siehst nur das Schlechte und steigerst dich hinein. Lass mich dir zeigen, dass du Unrecht hast. Dass es gut sein kann ein Krieger des Eisens zu sein!

AWM: Du musst scherzen, Spartaner!

S: Mitnichten! Ich werde es dir erklären.

A (verdutzt): Ich bin verwirrt.