Kurz zum System der Universitäten in Mexiko. Anders als bei uns kann es in einer Stadt auch gut und gerne mal drei oder mehr Unis geben. Diese sind dann auch oft überregional vernetzt. Alle haben unterschiedliche Standards oder Zugangsvoraussetzungen. Bei der UANL beispielsweise kommt man anscheinend nur durch Verbindungen rein, bei der Tec muss man das Doppelte zahlen als bei uns. Ganz verstanden habe ich das alles bisher noch nicht. Naja, egal.

Weiter geht es mit der Uni an sich. Die U-Erre, also die Universidad Regiomontana ist recht klein. Wir haben circa. sechs Gebäude mitten in der Stadt. Die Gebäude sind aber sehr neu und top ausgestattet. Es gibt alles was man braucht. Vor allem: Klimaanlagen. Denn auch wenn wir schon im Herbst sind, gibt es Tage an denen ich mir wünsche ein Auslandssemester am Nordpol gewählt zu  haben. Außerdem gibt es überall Wasserspender. Alle Mitarbeiter sind sehr freundlich und es fällt einem leicht Probleme zu lösen. Beispielsweise wenn man einen Raum nicht findet, da der Unterricht kurzfristig wieder verlegt wurde. Das kann schon mal passieren.

Da die Studenten hier hohe Studiengebühren zahlen müssen, arbeiten viele von ihnen tagsüber. Deshalb gibt es hier Unterricht von 7 Uhr morgens bis 10 Uhr abends. Morgens und vormittags sind die jüngeren dran und viele ältere arbeiten. Abends sind dann die fortgeschrittenen Kurse dran. So wie meine. Es fällt auf jeden Fall auf, dass die Studenten hier in der Regel sehr wohlhabend sind, da wie gesagt die Studiengebühren sehr hoch sind. Außerdem merke ich hier, dass viele Mädchen/Frauen Zahnspangen tragen. Und wer bisschen rumgekommen ist auf der Welt, der wird wissen: gute Zähne = gutes soziales Niveau. Nur so am Rande.

An der Uni fühle ich mich manchmal sehr wie eine Attraktion. Klar, ich bin größer als die überwiegende Mehrheit (1,80m ;D), bin blond, habe blaue Augen und bin 24. Da die Studenten hier sehr früh anfangen gibt es auch sehr viele 18 bis 20-jährige. Also eher High School in manchen Fällen. Manchmal sind alle etwas überfreundlich und ich denke mir: „Was habe ich dir gutes gemacht, dass du so freundlich bist?“ – Die Auflösung: Hier ist einfach alles einen Ton freundlicher als bei uns. Das merke ich auch in meinem Freundeskreis. Manchmal denken die Mexikaner, dass ich wütend bin oder fühlen sich angegriffen, wenn ich beispielsweise „Que?“ („Was?“) frage. Der deutsche Ton ist einfach härter. Für mich klingt es hier wiederum alles etwas zu weich. Mir scheint es manchmal so, als ob alle ein Fest der Liebe und Freundlichkeit feiern. Als ich eine Freundin fragte ob hier alle alle lieben sagte sie: „Ja. Oder alle hassen alle.“. Du siehst, die Emotionen sind hier einfach immer dabei.

Das Niveau an meiner Universität in Mexiko ist nicht sonderlich hoch im Vergleich zu Deutschland. Aus meiner Einführungsvorlesung Ernährung in Deutschland habe ich teilweise mehr gezogen als aus den fortgeschrittenen Kursen hier. Das soll aber nicht heißen, dass es hier schlechter ist. Es ist anders. Man arbeitet nämlich viel stärker in Gruppen und in Projekten. Also viel praxisorientierter. In Sporternährung betreuen wir die Unimannschaften, in Therapie bei Adipositas therapieren wir echte Patienten. Meiner Meinung nach zum Festigen des Gelernten besser geeignet als ein 90minütiger Monolog. Man könnte also eher von einer Fachhochschule sprechen.

Zwar könnte man denken man hat nun viel Freizeit, da das Niveau ja nicht sonderlich hoch ist, aber weit gefehlt! Hier bekommt man immer Hausaufgaben ohne Ende. Manchmal auch nur um irgendwas gemacht zu haben. Das ist dann schon sehr nervig. Da ich nur sehr wenige Kurse mache, da ich wenig angerechnet bekomme (Danke an all die weltoffenen Professoren), habe ich etwas mehr Zeit, die ich für meine Seite und andere Projekte nutze. Die anderen Austauschstudenten müssen aber teilweise extrem viel Hausaufgaben machen. Wer das nicht mehr gewohnt ist wird erstmal stutzig schauen.

Insgesamt ist es also eine komplett andere Welt hier. Ich habe auch schon gehört, dass es extreme Unterschiede zwischen den Universitäten gibt und andere ein höheres Niveau haben. Mir ist es relativ egal. Solltest du ins Ausland gehen mit dem absoluten Willen mehr zu lernen, dann informiere dich vorher so gut es geht über das Niveau. Gerade außerhalb Europas (+ USA/Kanada) kann es dir schnell langweilig werden. Hier aber kannst du viel über Kultur lernen und viel außercurriculäres machen. Wäge also ab.

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