Meine erste Feier hier war schon ziemlich cool. Es war die Abschiedsparty meines Vormieters. Schon da wusste ich, dass es ein ziemlich partylastiger Aufenthalt werden wird. Und ich sollte Recht behalten. Im Prinzip kann man hier jeden Tag auf eine Party gehen wenn man es darauf anlegt. Als Deutscher ist das sowieso noch mal einfacher, da man ein Exot ist und die Mexikaner hier sehr interessiert daran sind von Europa und Deutschland zu erfahren. Überraschenderweise wird man auf Partys auch mal mit einem „Hallo. Wie geht’s?“ begrüßt. Viele Mexikaner lernen Deutsch, um in Deutschland studieren zu können. Schnell kommt man dann ins Gespräch und findet neue Freunde. Das geht hier wirklich sehr unkompliziert. 

Dennoch gibt es auch Unterschiede hier. Und die sind gar nicht so unerheblich. Ich wollte in meiner ersten Woche mit ein paar Locals vorglühen und sagte das einem mexikanischen Freund. Als dann keiner kam und wir stattdessen gleich in die erste Bar loszogen war ich verwirrt. Irgendwann löste er auf: „Ben, als du „vorglühen“ gesagt hast, dachte ich mir schon, dass du sehr schnell merken wirst, dass es das hier nicht gibt.“ In der Tat ist ein gemütliches Vorglühen hier absolut nicht angesagt. Im Gegenteil, die erste Station ist meist eine Bar oder ein Salsa-Lokal. Hier wird dann ein Tisch reserviert. Ohne Tischreservierung geht meist auch überhaupt nichts. Das allein kostet natürlich schon mal eine Menge. Dazu wird dann in den meisten Fällen eine oder mehr Flaschen hochwertigen Alkohols für alle bestellt. Bei der ersten Feier habe ich gedacht „Huch, wo kommt denn das jetzt her? Egal!“. Bei den restlichen Getränken (Bier/Cocktails) wird manchmal einzeln bestellt, aber meistens auch alles für alle. Das erzähle ich hier ausführlich, da es ein völlig anderes Feiern ist. Einfach in die Bar gehen und sagen „Ein Pils, bitte.“ läuft hier nicht. Dementsprechend gibt es in schöner Regelmäßigkeit Probleme beim Bezahlen. Schließlich zahlen hier die Männer immer noch komplett alles. Für Europäer macht die Damenwelt aber Ausnahmen. ;D Noch dazu ist irgendwann der Alkoholpegel so hoch, dass keiner mehr weiß was er bestellt hat. Man sollte sich (zumindest als Mann) darüber im Klaren sein generell circa 20  Euro als „Puffergeld“ einzuplanen. 

Eine recht lustige Situation war dann auf einer House Party. Die Party war ganz normal. Bierpong, gute Laune, Musik und so weiter. Alle hatten Spaß. Es war, wie sich dann herausstellte eine Geburtstagsparty. Entsprechend war ich total überrascht, als um 12 Uhr die Mutter des Geburtstagskindes auf einmal einen Riesentopf mit Tacos und auch Süßigkeiten rausbrachte. Fand ich schon etwas lustig. Egal, gegessen wurde trotzdem. 

Die Partys gehen hier meist bis ca. 2 Uhr. Dann schließen die Clubs leider schon. Da man nachts aber nicht einfach den Bus nehmen, geschweige denn heimlaufen kann, muss man entweder ein Taxi nehmen oder bei den House Partys übernachten. Auch das ist in Deutschland etwas anders. Kein Wunder, schließlich kann man ja fast zu jeder Uhrzeit fast überall sorgenfrei rumlaufen. 

So, aber nun zum weiteren Partyleben. Hier in Monterrey, der reichsten Stadt Mexikos ist natürlich alles sehr schick. Generell legen die Mexikaner viel Wert auf Äußeres. Beim Feiern noch mehr. Alles elegant und edel. Eine Hipster-Party nach dem Motto „Komm wie du dich fühlst.“ ist hier ebenfalls ein No-Go. Das merkte ich auch einmal, als ich nochmal heim und mich schicker anziehen musste (bei einer Bar). Naja, egal. Die Stimmung hier ist meist super. Alle sind sehr gut drauf, sind locker, freundlich und haben Spaß. Tanzen wird hier ganz großgeschrieben. Da hat man als typischer deutscher Fußballjunge schlechte Karten. Um in der Fußballsprache zu bleiben: Man fühlt sich ungefähr wie ein 40-jähriger Mann der hin und wieder mit seinen Kumpels bolzt und auf einmal inmitten einer Mannschaft aus Ronaldo, Messi, Neymar, Hazard spielen muss… Soll heißen: Hier kann gefühlt jeder tanzen. Und damit meine ich gut tanzen. Salsa, Bachata, Reggeaton… Der Hüftschwung ist scheinbar in die Wiege gelegt. Meine Hüfte ist dabei steif wie ein robuster deutscher Stahlbau. Zwar „tanze“ ich in Deutschland auch sehr gerne, aber wenn ich das hier machen würde, würden die hilfsbereiten Mexikaner wohl sofort anstürmen und mir Wasser reichen, fragen ob ich Fieber habe, vielleicht sogar nach dem Defibrilator suchen der mir diese komischen Zuckungen verpasst hat. 

Party in Mexiko ist eine andere als in Deutschland. Ich persönlich gehe lieber auf eine House Party in T Shirt und Jeans, als in noble Clubs, aber das ist sicherlich Geschmackssache. Wem es so edel gefällt, der hat hier sicher seinen Spaß.

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